NSG Bommecke

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Das Bommecketal in Plettenberg (Sauerland)
Naturkundliche Monografie eines Naturschutzgebietes

Ein Projekt der Naturwissenschaftlichen Vereinigung Lüdenscheid e. V.

Diese Seite wurde ursprünglich unabhängig vom Webangebot der NwV erstellt und entspricht daher nicht dem Layout der anderen Seiten.

Wissenschaftliche Projektleitung:
Dr. Ludwig Erbeling, Plettenberg
Dr. Bernd Grundmann, Schmallenberg

Veröffentlicht als Nr. 28 der Schriftenreihe "Der Sauerländische Naturbeobachter", herausgegeben von der Naturwissenschaftlichen Vereinigung Lüdenscheid e. V. und dem Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e. V.

ISBN 3-00-012819-0
ISSN 0558-7247




Bommecketal
Bachklamm

Das Bommecketal ist eines der geologisch-morphologisch, botanisch und zoologisch wertvollsten Naturschutzgebiete im Märkischen Kreis (Nordrhein-Westfalen) und kann durch diese Arbeit als der am besten untersuchte Bereich Westfalens gelten. (Abbildungen aus dem Buch.)
 
 

Das Bommecketal -- wertvolles NSG im Märkischen Kreis von landesweiter Bedeutung

Als eines der größten und aus geologisch-morphologischer, botanischer und zoologischer Sicht wertvollsten Naturschutzgebiete im Märkischen Kreis von landesweiter Bedeutung (MURL 1996) verdient das Naturschutzgebiet Bommecketal in Plettenberg besondere Aufmerksamkeit und besonderen Schutz.

Wer das weite, landwirtschaftlich-industriell geprägte, verstädterte Lennetal in Plettenberg-Böddinghausen nach Süden in Richtung Bommecketal verlässt, erreicht quasi eine andere Welt: ein enges, schattiges, selbst im Sommer feucht-kühles, bis auf das Bachgemurmel ruhiges, naturnahes Tal mit kleinen Stromschnellen und Wasserfällen. Das Bommecketal ist ein noch weitgehend unberührtes, urwüchsiges, tief eingeschnittenes Kerbtal mit einer wild romantisch anmutenden Klamm zwischen den bis knapp 500 Meter hohen Bergkuppen von Lechtenhardt, Mühr, Dörnberg, Schellhagen und Strickhagen. Alte Bergwerksstollen sind Zeugen früher bergbaulicher Tätigkeit. Die Bommecke hat sich mit ihren Quellbereichen tief in den Nordteil des Ebbegebirges eingeschnitten. Ein sich nach Norden rasch absenkendes Schluchttal mit teilweise klammartigem Charakter, in dem der Bach ein mittleres Gefälle von 1:12 erreicht, ist das Ergebnis. Landschafts-ästhetisch beeindruckend ist besonders der untere Teil des Tales, wo die Erosionstätigkeit des Baches den felsigen Untergrund zutage treten ließ und mitgestaltete. Zahlreiche Stromschnellen, kleinere Wasserfälle und Strudeltöpfe und -rinnen haben sich gebildet, als sich die Bommecke mit zunehmender späteiszeitlicher Hebung ihrer Quellbereiche in das Gestein einschneiden musste, um ihren Weg zur Lenne zu finden, die aufgrund ihrer viel stärkeren Wasserführung ein ausgeprägtes Terrassental ausbilden konnte.  -- "Bommecke" bedeutet  übrigens wörtlich "von Bäumen  bestandener Bach".

Mit Inkrafttreten des Landschaftsplanes Plettenberg-Herscheid-Neuenrade am 01.02.1985 wurde das Bommecketal mit 42,5 ha Größe als Naturschutzgebiet ausgewiesen, allseitig umschlossen von einem Landschaftsschutzgebiet. 1992 wurde das Gebiet durch Ankauf, Flächentausch und Zusammenlegung auf ca. 71 ha vergrößert.
 
 
Stollen
Fledermäuse
Mausohr
Stollen
Im Stollen überwinternde Fledermausarten
Überwinterndes Mausohr

 

Eiszeitrelikte und montan verbreitete Arten

Botanisch und zoologisch ist das Bommecketal nicht unbedingt aufgrund des Vorkommens besonders vieler seltener und in Roten Listen geführter, geschützter Arten interessant. Auch lässt die Artenzahl nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Qualität eines Gebietes zu. Denn es sind nicht die vielen euryöken Allerweltsarten ohne besondere Umweltansprüche, sondern es ist die hohe Zahl der stenöken Spezialisten, die auf die spezifischen abiotischen Faktoren des Gebietes angewiesen sind, also beispielsweise hohe Luftfeuchte und niedrige Temperaturen bevorzugen. Viele gerade dieser Spezialisten gelten als Eiszeitrelikte, die nach der letzten Eiszeit in kühl-feuchten Refugialgebieten überdauern konnten, deren Überleben bei weiterer Klimaerwärmung im Sauerland aber vermutlich fraglich ist.

In vielen Gruppen ist auch ein hoher Grad als montan verbreitet geltender Arten zu beobachten, deren Vorkommen durch die nordexponierte Lage des Tals und das vollständig bewaldete Einzugsgebiet der Bommecke mit einem kühlen Lokalklima begünstigt wird. Im allgemeinen zählt man Höhenlagen bis 300 Meter zur kollinen, bis 500 Meter zur submontanen Höhenstufe. Das Bommecketal selbst wäre daher überwiegend als kollin einzustufen, was durch die nachgewiesenen Pflanzen- und Tierarten widerlegt wird. Hinzu kommt ein ungewöhnlicher Reichtum unterschiedlichster Habitattypen im vielfältig strukturierten Untersuchungsgebiet.

Charakteristisch für enge Schluchtwälder im Sauerland ist der im Klammbereich wachsende Eschen-Ahorn-Schluchtwald (Fraxino-Aceretum pseudoplatani) mit Bergahorn, Bergulmen und Esche. Diese Pflanzengesellschaft gilt für Nordrhein-Westfalen als stark gefährdet.
 
 
Kurzflügler Gabrius tirolensis
Spitzbauchwanze Troilus luridus
Bodenwanze Eremocoris fenestratus
Gabrius tirolensis
Bisher nur aus den Alpen, den Karpaten und dem Erzgebirge bekannter Kurzflügler
Spitzbauchwanze Troilus luridus, gilt als boreo-montane Art
Eremocoris fenestratus
Eine neu für Nordrhein-Westfalen nachgewiesene, mediterrane Bodenwanze

 

Die Bommecke -- unbelasteter Mittelgebirgsbach mit guter Wasserqualität, niedriger Wassertemperatur, hohem Sauerstoffgehalt und artenreicher, anspruchsvoller Biozönose

Geprägt wird das Bommecketal natürlich besonders durch den Bach selbst und seine Quellbezirke und Zuflüsse. Die gewässerchemischen Analysen und die limnofaunistischen Untersuchungen weisen die Gewässer des Naturschutzgebietes als unbelastete Mittelgebirgsbäche mit guter Wasserqualität, niedriger Wassertemperatur und hohem Sauerstoffgehalt sowie einer artenreichen Biozönose mit zahlreichen, gerade an diese abiotischen Faktoren angepassten Arten aus. Selbst im waldreichen Sauerland findet man Bäche mit naturnahem Gewässerverlauf, guter Wasserqualität, vollständig bewaldetem Einzugsgebiet ohne menschliche Siedlungstätigkeit und ohne punktuelle Einleitungen sehr selten.
 

Steinfliege Perla marginata (Imago)
Steinfliege Perla marginata (Larve)
Die unscheinbare Steinfliege  Perla marginata und ihre auffällig gefärbte, mehrere Jahre lebende Larve zeigen langfristig gute Wasserqualität an

Viele der spezifisch an den Lebensraum "Fließgewässer" angepassten Arten aus den Gruppen Eintagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen gehören zu den Charaktertieren sauberer Mittelgebirgsbäche. Die Vergesellschaftung vieler dieser anspruchsvollen Arten in einem Gewässer deutet neben einer Gewässergüte I oder I-II auf ein sehr schützenswertes Fließgewässersystem mit herausragender ökologischer Qualität hin. Die Vielfalt der Arten mit unterschiedlichen Habitatansprüchen spiegelt die kleinräumig vielfältigen Strömungs- und Habitatmuster der Bommecke mit ihrer naturnahen Gewässermorphologie wider. Nach der Fließgewässertypologie des Landes Nordrhein-Westfalen ist das Leitbild der Bommecke der "Kerbtalbach des Grundgebirges".
 
 
Bergbauschacht
Geologische Karte (Ausschnitt)
Vermessung eines
Bergbauschachtes
Ausschnitt aus der geologischen
Übersichskarte

 

Das Projekt

Im Rahmen der Arbeiten zum Biotopmanagementplan für das Naturschutzgebiet Bommecketal entstand die Idee, das Gebiet genauer zu untersuchen und ein umfassendes Werk über Fauna, Flora und Geologie zu erarbeiten. Dazu wurde das Bommecketal von 24 Spezialisten auf Gefäßpflanzen, Moose, Flechten, Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische, Schnecken, Muscheln, Spinnen, Flohkrebse, Pseudoskorpione, Steinfliegen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen, Libellen, Heuschrecken, Ohrwürmer, Wanzen, Trauermücken, Tanzfliegen, Dungfliegen, Pilzmücken, Schwebfliegen, Raubfliegen, Schmetterlinge, Bienen, Wespen, Hummeln, Ameisen und Käfer hin untersucht. Eine ganze Reihe für das Sauerland, für Westfalen, ja für ganz Deutschland interessanter Arten konnte gefunden werden, einige Arten waren Erstnachweise für Deutschland. Weit über 2100 Tierarten, mehr als 400 Pflanzenarten und über 80 Flechten sind bis jetzt dokumentiert. Des weiteren entstanden Arbeiten zu Geologie und Gewässergüte sowie zum Bergbau und zur Fauna der Höhlen.

Die nun vorliegende umfassende Monografie des Bommecketales enthält 27 Arbeiten von insgesamt 24 Autoren. Vergleichbare Gebietsmonografien gibt es für ganz Deutschland kaum ein Dutzend, so etwa für die Großstadt Köln, die Ahrschleife bei Altenahr, den Mainzer Sand, die Wutach im Schwarzwald oder den Spitzberg bei Tübingen.

Das Werk ist zwar eine wissenschaftliche Arbeit. Alle Autoren haben jedoch einen einleitenden allgemeinen Teil einbezogen, der es auch dem Nicht-Experten ermöglicht, die beschriebenen Tier- und Pflanzengruppen kennenzulernen. Zahlreiche Fotos und Grafiken sowie eine geologische, eine historische und eine topographische Grundkarte (letztere als großformatige farbige Beilage) runden die Arbeiten ab.
 


 
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397 Seiten, 21 Tabellen, 42 schwarz-weiß- und 45 farbige Abbildungen sowie eine farbige Beilagekarte im Format DIN A3
Paperback, 17 x 22 cm
Preis: 17,- Euro zzgl. Versand (UVP, Buchpreisbindung aufgehoben)

Bestellungen an:

Naturwissenschaftliche Vereinigung Lüdenscheid e. V.
Wilhelmstraße 47
58511 Lüdenscheid
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http://www.nwv-luedenscheid.de

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Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e. V. 
Grebbecker Weg 3
58509 Lüdenscheid
Tel. 02351/432 42 40
Fax 02351/432 27 80

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Letzte Änderung: 19.04.2006