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NwV Lüdenscheid - Exkursionsberichte

Sommervogelwelt – Ornithologische Exkursion Neuenhof-Stilleking

25.06.2006


NSG Stilleking (Foto: M. Schmidt)
Das Naturschutzgebiet Stilleking vor den Toren Lüdenscheids


Route: Parkplatz "Bunte Brücke" – Niederbrenscheid – Oelken – NSG Stilleking (Südroute) – Ellinghausen – oberes Mintenbecketal – Reininghausen Neuenhof – Parkplatz "Bunte Brücke".

Zeit: 6.15 – 12.15 Uhr.

Wetter: sonnig, klar, bis 25 °C.



Artenliste Vögel
   
Mäusebussard Hausrotschwanz
Rotmilan Rotkehlchen
Turmfalke Singdrossel
Ringeltaube Amsel
Waldohreule Schwanzmeise
Mauersegler Kohlmeise
Buntspecht Blaumeise
Feldlerche Tannenmeise
Rauchschwalbe Sumpfmeise
Mehlschwalbe Weidenmeise
Gebirgsstelze Kleiber
Bachstelze Gartenbaumläufer
Baumpieper Goldammer
Wiesenpieper Star
Neuntöter Rabenkrähe
Heckenbraunelle Feldsperling
Zaunkönig Buchfink
Sumpfrohrsänger Grünfink
Mönchsgrasmücke Gimpel
Zilpzalp Feldsperling
Fitis
Wintergoldhähnchen
Sommergoldhähnchen (43 Arten)


Bei schönstem Wetter traf sich das kleine Grüppchen der Teilnehmer nach Anfahrt in Fahrgemeinschaft am Parkplatz "Bunte Brücke" im Neuenhofer Tal, um diese ornithologische Exkursion in die "Sommervogelwelt" durchzuführen.
 
Wie bei Exkursionen mit Walter Heine üblich, wird das Augenmerk aber nicht ausschließlich auf die Vogelwelt gerichtet, sondern auch andere naturkundliche Besonderheiten beachtet. So werden etwa Pflanzen und Insekten im Rahmen der Kenntnisse auch der Teilnehmer bestimmt, in Zweifelsfällen auch fotografiert und später zu Hause eine Bestimmung versucht.

Färberginster (Foto: M. Schmidt)
Der Färberginster (Genister tinctoria) steht in voller Blüte.
Zunächst ging es vom Parkplatz "Bunte Brücke" ein kurzes Stück die alte Betonstraße in Richtung "Panzerwäsche" unterhalb des ehemaligen Truppenübungsplatzes hinauf, dann links hinein in den Weg nach Niederbrenscheid. Zwischen einer inzwischen hoch gewachsenen Fichtenschonung und einem Laubwald mit Lärchenstreifen können wir schon viele der häufigeren einheimischen Wald-Vogelarten beobachten oder wenigstens am Gesang bestimmen: Blau- und Kohlmeise, Buchfink, Mönchs- und Gartengrasmücke, Ringeltaube. (Übrigens wurde bei der aufwändigen Verbreiterung dieses Weges leider ein Standort der Hundsrute, einer seltenen Pilzart, zerstört.) Bei Niederbrenscheid öffnet sich der Wald und Wiesen bilden hier den Hauptaspekt. Auch die Vogelwelt ändert sich nun: hinzu kommen Arten wie Star (viele junge Stare treiben sich kreischend in Trupps auf den Wiesen herum), Hausrotschwanz und Bachstelze jagen von Zäunen aus Insekten und aus niedrigem Gebüsch singt ein Sumpfrohrsänger. Mindestens sieben Schwanzmeisen huschen leise zirpend durch die Bäume.

Am Hof Oelken vorbei geht es weiter auf einer kleinen Holzbrücke über den Oelker Bach und den aufsteigenden Pfad entlang zum ehemaligen Truppenübungsplatz, dem jetzigen Naturschutzgebiet Stilleking. Am Wegesrand finden wir einen schönen Bestand des Färberginsters. Die kleinen Büschel stehen in voller Blüte. Aus dem Wald hören wir den Gesang von Buchfink, Zilpzalp und Mönchsgrasmücke.

Blick auf NSG Stilleking (Foto: M. Schmidt)
Blick aus Richtung Oelken auf die Hochfläche des NSG Stilleking.
Bereits bevor die Hochfläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes erreicht ist, sind die Stimmen der Charaktervögel dieses weiten, kurzrasigen Gebietes zu vernehmen: Feldlerche und Wiesenpieper. Am südlichen Rand entlang gehend bleiben wir immer wieder stehen, um die eindrucksvollen Gesangsflüge der beiden Arten zu beobachten. Hell tirilierend steigt die Feldlerche fast senkrecht hoch, um nach langem, geradezu atemlosen Gesang langsam, aber immer noch rufend, wieder herunter zu sinken und nur die letzten Meter stumm ins Gras zu stürzen. So stellt sie sicher, dass Feinde ihren Neststandort nicht orten können. Dagegen steigt der Wiesenpieper in einem flachen, langen Bogen auf und landet oft weit ab vom Startpunkt. Seine "sip-sip"-Rufe sind weicher als die seines Doppelgängers, des Baumpiepers, den wir vom Waldrand her ebenfalls hören können. Es ist schwer, die Anzahl der singenden Männchen und damit die Reviere im Rahmen einer solchen Exkursion zu bestimmen; dies ist deshalb Aufgabe eines eigenen, aufwändigeren Gutachtens. Dass die genannten Arten von der Einzäunung und Beruhigung der Wiesenflächen profitieren, ist aber bereits deutlich abzusehen. Zwei Prachtlibellen sehen wir zu unserer Überraschung hier am Rande des Geländes.

NSG Stilleking (Foto: M. Schmidt)
Aspekt am südlichen Rand: Weiß blühendes Wiesenlabkraut auf den von Schafen beweideten Flächen.
Gespannt erwarten wir nun die Ankunft im westlichen Gebiet: In den dort stehenden Gebüschen konnten wir schon oft den Neuntöter sehen und tatsächlich: nach geduldiger Beobachtung aus gebührender Entfernung mit dem Spektiv zeigt sich ein Männchen auf einem der Büsche! Nur im Winter ist sein Verwandter, der Raubwürger, im NSG anwesend. Früher war auch er einmal Brutvogel hier, und vielleicht kehrt er ja wieder zurück. Ein Rotmilan überstreicht die Hochfläche, und wir können schön die rötliche Färbung des stark eingekerbten Schwanzes erkennen.
Wir wandern über den Kamm der Hochfläche zurück und über den tiefer liegenden Weg Richtung Ellinghausen. Die hier bestandsbildende Dornige Hauhechel blüht eigenartigerweise (noch?) nicht. An einem Büschel blauviolett blühender Vogelwicken fallen uns mehrere kleine, grüne Schmetterlinge auf, die wir als Grünwidderchen bestimmen. Wahrscheinlich handelt es sich um das Gemeine Grünwidderchen, es gibt aber mehrere ähnliche Arten. An der Holzbrücke, die einen schönen Überblick über den nordwestlichen Teil des Naturschutzgebietes bietet, erfreuen wir uns an den leuchtenden Roten Lichtnelken, die in einem Graben wachsen. Hier können wir auch den Jagdflug einer großen, auffällig pelzig behaarten Raubfliege, wahrscheinlich Laphris, beobachten.

Feldlerche und Wiesenpieper (Foto: M. Schmidt)
Charaktervögel des NSG: Feldlerche und Wiesenpieper – nur nicht immer so schön zusammen wie hier!
Rotmilan (Foto: M. Schmidt)
Ein Rotmilan streicht über das NSG.

 
Grünwidderchen (Foto: R. Riederer)
Das Grünwidderchen (Adscita spec.) ist nicht häufig in unserem Gebiet.
 

Rote Lichtnelke (Foto: R. Riederer)
Behaarte Staude mit leuchtenden, gespaltenen Kronblättern: Rote Lichtnelke (Melandrium silvestre).
Im heideähnlichen Gebiet rechts von der Brücke führt uns ein Baumpieper seinen Singflug von einer Fichtenspitze aus vor. Im Wald um Ellinghausen erreichen wir erstmals seit langem wieder Schatten. Bevor wir das Mintenbecketal erreichen, sind wieder typische Waldarten zu beobachten, darunter ein ausdauernd singender Zaunkönig. 

Unterhalb Ellinghausen hören wir aus dem Wald des Greiberges eigenartige Rufe. Unsere Vermutung nach einiger Diskussion: Es handelt sich um Rufe von einem (evtl. mehreren) Jungen der Waldohreule. Zu Hause wird die Bestimmung an Hand von Vogelstimmen-CDs bestätigt.

Die Hecken im oberen Mintenbecketal waren ebenfalls schon häufig Brutrevier für den Neuntöter. So sind wir wieder gespannt, was wir heute zu sehen bekommen. Ein erstes Männchen zeigt sich schon bald in einem Rosenbusch. Auch das Weibchen lässt nicht lange auf sich warten. Freudig überrascht sind wir allerdings, als wir nach längerem Beobachten insgesamt wohl drei Paare (davon zwei sicher, ein drittes Männchen alleine) nachweisen können. Das Verhalten lässt darauf schließen, dass hier auch gebrütet wird. Schön, dass hier noch ein Lebensraum für diese Vogelart besteht! In der Hecke entdecken wir auch zwei junge Feldsperlinge, Vertreter der selteneren Schwesterart des Haussperlings.

Am Reininghauser Teich beobachten wir interessiert die zahlreichen Libellen. Azurjungfern und Frühe Adonislibelle sind nämlich gerade bei der Eiablage. Etliche Paarungsräder schweben über dem Wasser, um zwischendurch immer wieder für die Eiablage auf die Wasseroberfläche zu stoßen.

Über den "Ossenkamp" bei Altenhof zum Schloss Neuenhof und über die Straße ist es nicht mehr weit zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Eine große, gelb bedornte Raupe überquert vor unseren Augen eilig die Asphaltstraße. Wahrscheinlich handelt es sich um die ausgewachsene Larve eines Admirals.

Nach sechs Stunden sind wir wieder am Parkplatz angekommen. – Es ist doch erstaunlich, wie viele interessante Beobachtungen man machen kann, wenn man mit offenen Augen unter fachkundiger Führung durch die Natur wandert!




Hecken im oberen Mintenbecketal (Foto: M. Schmidt)
Lebensraum des Neuntöters: Hecken im oberen Mintenbecketal.

Neuntöter (Foto: R. Riederer)
Das Neuntöter-Männchen hat von seinem Lieblings-Ansitz den Überblick über das Revier.
 
Russspanner (Foto: M. Schmidt)
Erstaunlich häufiger Begleiter unserer Exkursion: Der tagfliegende Russspanner (Odezia atrata).

Hinweis zu den Fotos: Die Fotos auf dieser Seite haben dokumentarischen Charakter und sind ausschließlich während dieser Exkursion "nebenbei" entstanden. Bei einigen handelt es sich um Ausschnittvergrößerungen. Bildautoren: R. Riederer (vielen Dank!), M. Schmidt, der auch den Text verzapfte.


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